Kupferbergbau

Der Ahrner Kupferbergbau

Der Abbau von Kupfererz in Prettau erlebte im 16. Jh. eine Hochblüte und hat das Tal wesentlich geprägt. Aus diesem Grund wollen wir diesen Wirtschaftszweig ausführlich behandeln.

Die Anfänge des Kupferbergbaues reichen vermutlich in die vorgeschichtliche Zeit zurück. Als Beweis dafür gilt eine keltische Bronzeaxt, welche ein Bergknappe im Jahre 1864 unter abgesprengtem Erz gefunden haben soll. Danach ist das Bergwerk aber für viele Jahrhunderte in Vergessenheit geraten.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Bergwerk im Jahre 1479: in dieser Zeit soll der Betrieb aber schon so gut ausgebaut worden sein, dass sich die Besitzer der großen Bergwerke in Schwaz über die Konkurrenz beklagten. Auf einer allgemeinen Bergwerksversammlung am St. Antontag 1479 in Innsbruck forderten sie sogar die Einstellung des Betriebes in Prettau. Damals gab man den mächtigen "Schwazern" nach, und die Prettauer Gewerken durften nicht mehr nach den begehrten Kupfererzen schürfen.

Aus diesem Grund verkaufte man das Bergwerk um 800 Gulden an den damaligen Landesfürsten Sigmund den Münzreichen. Dieser hatte großes Interesse am Kupferabbau in Prettau, nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Einnahmen. Er setzte sich dafür ein, und im Jahre 1490 durfte man wieder Kupfererz abbauen.

Neben dem Landesfürsten waren auch zeitweise die Bischöfe von Brixen und andere Interessenten an den Schürfungen beteiligt. Im Jahre 1535 schlossen sich dann alle Beteiligten zur "Ahrner Gewerkschaft" (= Ahrner Handel / AH) zusammen. Der Ahrner Handel hat im Laufe der Jahrhunderte mit seinen Schmelzhütten, durch die Wirtschaft, durch das Straßenwesen und vor allem mit den "Steinernen Häusern" im Dorfzentrum von Steinhaus das Ahrntal wesentlich geprägt.

Von 1568 an waren lange Zeit die Wolkensteiner Inhaber des Bergwerkes, später verfiel es dann aber dem Raubbau. Als jedoch im Jahre 1676 Stephan Wenzel zu Sternbach das Bergwerk aufkaufte, ging es wieder aufwärts. Es wurden viele neue Stollen eröffnet und ausgebaut. Um diese abzustützen und die Schmelzanlagen zu betreiben, benötigte man eine Unmenge von Holz; sehr viel Wald (besonders am Abhang der Birnlücke) wurde abgeholzt, was eine Verschlechterung des Klimas zur Folge hatte. Früher soll in diesem Gebiet sogar der Weizen mit Erfolg angebaut worden sein. Damals erkannte man auch die mit dem Abholzen verbundene Lawinengefahr nicht. Trotz intensiver Verbauung ist es nicht gelungen, die Lawinengefahr ganz zu bannen.

Das Prettauer Kupfer galt als das beste in Europa und wurde vor allem ins Ausland verkauft. Das Verwaltungszentrum des "Ahrner Handels" befand sich in Steinhaus, dessen Name von den großen steinernen Häusern dieser Gewerkschaft abzuleiten ist. In Steinhaus erbauten die Herren von Tannenberg und Wenzel zu Sternbach, die je zur Hälfte am Bergwerk beteiligt waren, auch die Kirche zu "Unserer Lieben Frau von Loreto".

In Mühlegg, einem Weiler von Steinhaus, wurde ein eigenes Berggericht unterhalten. Zwischen den in der Blütezeit bis zu 300 beschäftigten Knappen und den Bauern kam es des öfteren zu Streitigkeiten, welche der Bergrichter zu schlichten hatte.

Mit der wirtschaftlichen Blüte des Kupferbergbaues im Ahrntal wuchs auch der Bedarf an bergmännischen Fachkräften. Hunderte von deutschen Facharbeitern wurden nach und nach als Bergknappen in Prettau und Arzbach (St. Johann - dort befanden sich die Schmelzanlagen) beschäftigt. Viele von ihnen waren jedoch Lutheraner, die in dieser streng katholischen und erzkonservativen bergbäuerlichen Umgebung doppelt auffielen. Deshalb entstand zu Beginn des 15. Jahrhunderts das "Luthertum-Problem", das die örtliche katholische Geistlichkeit noch bis zum Ende des 19. Jh. in Form der "luthrischen Mandln" beschäftigte.

Die Schmelzanlagen des Bergwerkes befanden sich am Arzbach in St. Johann. Die Erzzieher (Arbeiter, welche das Erz zu den Schmelzanlagen beförderten) mussten einen beschwerlichen und gefährlichen Weg oberhalb der Kirche von St. Peter zurücklegen. Deshalb bemühte sich der "Ahrner Handel" um gute Verkehrswege. Eine Marmortafel in der Klamme zwischen St. Peter und Prettau erinnert daran, dass im Jahre 1814 ein Weg durch diese Schlucht gegraben wurde.

Im Jahre 1878 wurden die Schmelzanlagen in St. Johann durch eine grosse Mure zerstört. In der Nähe des Eingangsstollen in Prettau erbaute man einen neuen Schmelzofen, der aber nur kurze Zeit in Betrieb war. Das Bergwerk musste nämlich im Jahre 1894 wegen Unrentabilität geschlossen werden.

Ein kurzes, fast wehmütiges Gedicht des Grafen Hugo von Enzenberg (letzter Besitzer) am Kornkasten in Steinhaus erzählt in kurzen Worten das Entstehen, die Blüte und das Ende des Bergbaus in Prettau:

Vierhundert Jahr hat das Bergwerk geblüht,
viele Menschen haben sich darum bemüht;
die einen mit fleißiger, kräftiger Hand,
die andern mit Wissen und scharfem Verstand.
Das Kupfer das beste gewesen ist
vom Uralgebirg' bis zur spanischen Küst',
hat ins Tal gebracht gar reichen Segen,
Verkehr ist gewesen mit Schlitten und Wägen.
Da kam von Amerika Kupfer zuviel,
sie gewinnen es dort ja mit leichtem Spiel.
Das hat uns zugrund' g'richt' in kurzer Zeit,
mir ist um Menschen und Bergwerk leid.

Durch die Auflassung des Bergwerkes herrschte grosse Arbeitslosigkeit. Besonders drückend war die Not in Prettau. Ca. 60 Personen - darunter 40 Familienväter hatten keinen Erwerb mehr. Die damaligen Pfarrer Pescosta und Kleinlercher setzten sich mit Erfolg für den Aufbau einer Heimindustrie ein. Dadurch wurde das im Tal bereits heimische Spitzenklöppeln zu einem bis heute weitum bekannten Markenzeichen.

In den Jahren 1957 bis 1971 wurde von einer Firma aus Rovereto ein letzter Versuch gestartet, den Prettauer Bergbau mit Kupferkies- und Pyritabbau in Schwung zu bringen. Dieser Versuch scheiterte aber wegen dem geringen Ertrag und Problemen mit der Umweltschutzbehörde.

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